Freitag, 22. Oktober 2010

Ganz schön heiss....




So, langsam bricht hier so richtig der Sommer an- tagsüber gehts gerne mal bis 40 Grad hoch...ja, ich schwitze!! 3 mal am Tag duschen ist Minimum, aber selbst da kommt kein kaltes Wasser mehr raus, weil die Rohre heiss sind...und Nachts klappts mit dem schlafen auch nicht mehr ohne Ventilator...hach, die Kinder an der Schule habens da besser, die durften letzte Woche ein kleines Erfrischungsbad nehmen...einfach Rohre mit Löchern in die Wand stopfen und Wasser marsch...






Apropos Wasser - dann war ich neulich auch an einem rieeeesigen Staudamm!! Dort wird ein grossteil des Stroms für Brasilien gewonnen - und ist der grösste künstlich angelegte Stausee Lateinamerikas! Sehr beeindruckend, aber nichts für Leute mit Höhenangst..

Donnerstag, 14. Oktober 2010

Alles Neu!

So, damit es nicht langweillig wird - hier ein paar "Events" der letzten Zeit.

Die erste "Gayparade" in Petrolina und ich Live dabei. Ein grosser Wagen mit Musik und 5 Transen drauf..ja, ich war auch enttäuscht...wer schon mal unter der Woche in Köln über die Mittelstrasse flaniert sieht mehr Schwule und Lesben, als auf dieser Parade zugegen waren...dafür aber hunderte Schaulustige die ganz empört auf die paar geouteten gezeigt haben. Für mich mal wieder sehr paradox - an dem minderjährigen Mädchen, dass auf einem fahrenden Musikwagen stehend, lasziev mit den Hüften gewackelt hat und der noch jüngeren, die AUF dem Wagen sass (angelehnt an eine Plastick-Riesendose Bier) hat sich keiner gewundert. 
















Das nächste "Event", wenn auch etwas entgegengesetzter Natur war die Einweihung der neuen Diözese Salgueiro..gab eine riesige Messe, mit vielen Menschen und noch mehr Pfarrern (und Männer die aussahen wie Kreuzritter - vermutlich eine kirchliche Spezialeinheit oder so).


Hier exclusiv ein Foto mit mir und dem neuen Bischof - ich glaub er guckt so, weil er ein bisschen genervt war - hab gesagt ich wäre aus Köln und er meinte er wäre auch schon in Köln gewesen und ich darauf hin - "Finden Sie nicht auch, Köln hat die schönste Kathedrale der Welt"..Tja ,da konnte er mir nicht wiedersprechen..hier in Brasilien haben die zwar auch schöne Dinge, aber der Dom ist halt einzigartig!








Ach und letztes We war Kulturfestival in Recife - waren auch nur 12 Stunden Busfahrt...die Entfernungen hier sind echt noch mal ne andere Liga..hat sich aber gelohnt. 
War mal wieder der Renner unter den 14 - 16 Jährigen..irgendwas mach ich falsch..wahrscheinlich der übersteigerte Mutterinstinkt...die kleinen sind aber auch süss...

Mittwoch, 29. September 2010


 Aber die eigentliche Sensation - jedenfalls für mich - war es, dass meine Capoeira-Gruppe auch mitgelaufen ist...da geh ich 20 Jahre nicht in nemKarnevalszug mit, aber kaum bin ich in Brasilien mach ich alles mit > jepp, genau so, man muss Gelegenheiten eben nutzen!




Und damit nicht der Eindruck entsteht, ich wäre nur von Kindern umgeben, hier mal ein paar von den Capoeira-Jungs...falls sich jemand wundert - der weisse, unförmige Punkt auf den Bildern - ja genau, das bin ich in meinem Capoeira Outfit...aber hey, ich hab mein Bestes gegeben! ;-)























 










Hab ja noch 2 Monate Zeit, vielleicht krieg ich bis dahin auch so ein Jump hin, wie mein Capoeiralehrer oben im Bild. Hoffe man kann den Bewegungsablauf erkennen..der Andere diente als menschliche Wand. Die sind hier irgendwie alle schmerzfrei...

Dienstag, 28. September 2010

Stadtfest in Petrolina



Dieses Wochenende war auch Statdfest - 115 Jahre Petrolina. Irgendwie süss, oder?! 115 Jahre sind schon ein bisschen mickrig...würde gern malwissen, was hier vorher war...befürchte Steppe und ein paar glückliche Indios am Flussufer des São Francisco...
Aber daran denken wir jetzt mal nicht - Nein, wir feiern! Hatte ein bisschen was von Karneval in Köln, nur ohne Kamelle. Viele Musik- und Tanzgruppen, drei Themenwagen - und alles auf einem Umzug durch die Stadt - schön mittags um 12 bei prallem Sonnenschein. Gut, dass bei uns Karneval auf den Winter fällt - wenn die Mädels bei uns schon halb nackt rumlaufen, würden sie bei Temperaturen wie hier ganz nackisch rumlaufen..Verkleidung dürfte wohl auch nicht fehlen - die mit Hörnchen wären Teufelchen, die mit dem Heiligenschein Engelchen und der Rest wäre dann wohl Adam und Eva..
Hier ein Paar der brasilianischen Version eines "Stadtfests", von der Greese-Truppe, den Hulla Girls, dem Ägypten-Wagen und der Feuerwer (in Retro) und der Marschkappele...








Ach ja und die Autokolonne darf auch nicht fehlen - 
VW Käfer, wird hier in Brasilien "Fusca" genannt und ist so verbreitet, wie bei uns der 5er Golf...
Deutsche Wertarbeit wird eben besonders im Ausland sehr geschätzt!

Freitag, 17. September 2010

Wochenende!

Zum Glück besteht das Leben nicht nur aus Arbeit und so haue ich zum Wochenende hin meistens ab und schlafe irgendwo bei Freunden (Sperrstunde bei den Nonnen ist 22Uhr, mir bleibt nichts anderes übrig, als zu fliehen!)

Vor ein paar Wochen habe ich an etwas teilgenommen, das mir in meiner Jugend verwehrt blieb – Gruppenleiterschulung! War super, nur bin ich leider keine 13 mehr…aber die Liveband hats rausgerissen…das und mehrere Partien UNO, bis die Sonne wieder aufging…gut ein paar Zahnpastaschererein waren auch mit im Spiel ;-) Ziemlich beeindruckt war ich von einem jungen Beatbox-Genie...der hat mal eben locker flockig Sachen rausgehaun, da ist mir die Spucke weggeblieben..ich hoffe, man kann die Video-Kostprobe abspielen...beeindruckend, diese Jugend von heute..





Am Sonntag musste dann doch mal ausgespannt werden und so bin ich mit Pfarrer Cristiano (die Mumie kehrt zurück, Bild unten!) und zwei Freundinnen zu einer Insel rausgefahren…chillen pur, mit romantischem Sonnenuntergang inklusive – gut, mir fehlt noch der heiße Brasilianer an meiner Seite, der nicht unbedingt 15 ist oder dem Zölibat unterliegt…aber hey, ich bin unter Freunden – zu meiner Rechten eine leckere Dunhill Zigarette (Gott weiß, was da drin ist, aber in der Not raucht der Teufel auch Importware…) und zur Linken ein kühles Skol! Nicht die Aktionswochen bei Ikea, so heißt eine Biermarke hier…und das MITTEN im Fluß (siehe Ausschnitt unten)..geil, ne?!?! ;-)



Montag, 13. September 2010

So, jetzt aber ran an die Arbeit!

Damit nicht der Eindruck entsteht, ich würde hier nur Urlaub machen hier auch ein paar Eindrücke von meiner Arbeitsstätte…

Das CEMAM ist eine Einrichtung für Mädchen von 8-15 Jahren, die aus bedürftigen Familien kommen. Im Moment werden 15 Mädchen ähnlich wie in einer Tagesstätte betreut. Das heisst die Mädchen essen dort, machen Hausaufgaben, haben Sport und Bastellangebote, das übliche halt.
Das ganze ist direkt neben einer Schule von der 1.- 6. KLasse und auch diese ist Schwerpunktmässig für bedürftige Kinder. 

Die Kinder im Cemam sind also die bedürftigsten der eh schon Bedürftigen. Um eine Vorstellung zu bekommen, was hier als Bedürftig gilt ein paar traurige Fakten:

Die Familien leben meist von einem Mindesteinkommen von 510 Reais, das sind umgerechnet 221 Euro im Monat. Davon müssen oft Familien mit durchnichtlich 3-5 Kindern leben. Kindergeld oder sowas gibt es nicht. Alkohol- und Drogensucht, Kriminalität zur Finanzierung, viele Patchworkfamilien, die in eheähnlichen Gemeinschaften zusammen leben. Hohe Aidsrate, sehr frühe Schwangerschaften und eine sehr lückenhafte Schulbildung, im Staat Píaui liegt die Analphabetenrate bei fast 20% der Bevölkerung. In dem besagten Staat (das kam neulich in den Nachrichten und ich fands erschreckend, deshalb hab ich es mir gemerkt) haben 80% der Bevölkerung keinen Anschluss an das Abwassersystem. Die Folgen kann sich jetzt jeder selber ausmahlen, wobei ich hier vom Nordosten Brasiliens spreche, in dem es 11 Monate im Jahr um die 30 Grad warm ist...vom Gesundheitssystem und der nicht vorhandenen Müllbeseitigung fang ich garnicht erst an...

Aber genug der schlechten Seiten, hier ein paar Eindrücke der guten Dinge. Hier war neulich ein Folklore Fest, an dem alle Kinder teilgenommen haben. Hier ein paar Bilder, auch von meinen Mädels und meiner Capoeira-Gruppe. Wenn ich nicht mehr ganz so scheisse in meiner weissen Capoeira Hose aussehe, gibts auch mal nen Foto davon...aber bis dahin muss ich noch sehr viel ÜBEN!!!


 Auf dem letzten Bild hatten zweimeiner "Herzchen" gerade das bedürfnis einen schlechten Horrorfilm nachzustellen...ich finde besonders der Dame rechts ist das ausgesprochen gut gelungen - The Ring lässt grüssen...

Montag, 6. September 2010

Kurzer Zwischenstopp in Petrolina und weiter nach Dormentes

Zurück aus Santa Maria wurde eine kleine Jam session für uns veranstaltet…gut, eigentlich für Peter, Klaus und ich waren nur schmückendes Beiwerk…aber ziemlich coole Nummer, mit Trommlern und allem drum und dran. Auf dem Graffiti im Hintergrund steht „Paz“, was Frieden heisst – und die Farben Grün, Gelb und Rot sind die Stadtfarben von Petrolina, was aber zurecht einen Jamaika-Reaggaetatsch hat. Der kleine Checker hier unten (glaub er war 6) hat dann noch mal eben ne kleine Breakdancenummer hingelegt…



Am nächsten Morgen sind wir dann weiter nach Dormentes. Hier hat sich Peter vor einigen Jahren ganz besonders eingesetzt, als er mit einer Truppe Jugendlicher aus Köln hier war und geholfen hat einen Kindergarten zu errichten…die Kinder hatten für uns ein paar Lieder vorbereitet und vorgetragen..



Nachmittags waren wir dann noch ein anderes Projekt besuchen. Da ging es Thematisch dann doch ins eingemachte und auch ich kam ins Schlucken…es geht um ein Projekt der Landlosenbewegung hier in Brasilien. Ein sehr komplexes Thema – kurz gesagt gibt es viele Menschen hier in Brasilien, die durch welche Lebensumstände auch immer Mittellos und Landlos sind. Menschen die auf der Straße Leben, keine Familie haben oder aus anderen Gründen von ihren Familien geflohen sind und nichts mehr haben. Auf der Suche nach einer Bleibe haben sich Initiativen gegründet, die versuchen diesen Menschen wenigstens eine Bleibe zu beschaffen. Nach jahrelangem Kampf mit den Großgrundbesitzern im Umland konnte ein wenig Land Mitten im Nichts errungen werden und mit staatlichen Zuschüssen wurden Häuser gebaut.



Also wir 2,5 Stunden auf Piste Richtung Nichts gefahren um 2 dieser „Assentamentos“, also Siedlungen zu besuchen. Die erste hatte weder Strom, noch Wasseranbindung – 12 km bis zum Fluss. In dem Ort gab es kein Auto und auch sonst keine Verbindung zur Außenwelt. Hab gefragt, wie es denn mit medizinischen Notfällen aussehn würde, also Blinddarm oder so. Beten würd helfen war die Antwort, aber manche würden dann halt auch sterben. Ohne Worte. Die Kinder sind auch nicht zur Schule gegangen. Im Übrigen sehr Kinderreiche Familien..gut, was willste auch sonst machen, wenns draußen dunkel wird und du sonst nix zu tun hast – ja klischeedenken – aber es ist so! Die zweite Siedlung hatte da wenigstens schon Strom und NATÜRLICH ne Kneipe…aber auch keine Schule. Na ja, die Menschen haben uns sehr warmherzig empfangen und sich glaube ich gefreut, dass wir ihre Geschichten gehört haben und ihnen zumindest etwas Aufmerksamkeit geschenkt haben…hier ein paar Eindrücke…

Kurztrip in Kuba

Immernoch mit Klaus und Peter unterwegs (warum hört sich das nur immer wie der Anfang eines schlechten Pfarrerwitzes an?!) fuhren wir von Santa Cruz nach Santa Maria da Boa Vista. NEIN, nicht Buena Vista Social Club...obwohl ich mir schon ein bisschen so vorkam. Empfangen wurden wir von einem seeehr putzigen Diakon mit Zahnspange und einem ziemlich lustigen Pfarrer. Letzterer war schon öfters in Deutschland gewesen und wurde es auch nicht müde mir heroisch zu berichten, wie er allein während des Kölner Karnevals in Ehrenfeld rumspaziert ist - das und ein Satz, den er sich gemerkt hatte und immer wiederholte "ische möschtene biere bit" - hat was gedauert, bis ich nach wilden Handgesten seinerseits gecheckt hatte, dass er "noch ein bier, bitte!" meinte...Unten auf dem Foto sieht man den Guten mit seiner "Arbeitskleidung", einem mit einer Madonnenfigur bedrucktes T-Shirt - furchtbar kitschig, aber hier laufen sowohl die Ordensschwestern, als auch die Pfarrer mit ihren Heiligen direckt auf der Brust rum - gut, dem einen ein Krokodiel, dem anderen ein Poloreiter...irgendwie muss man ja zeigen, zu welcher Gruppe man gehört. Links davon Peter, rechts Klaus, der sich hoch motiviert auf das Motorrad geschwungen hat...für den Guten war alles ein Abenteuer...























In Boa Vista gab es einiges - ich lasse am besten die Bilder sprechen - der örtliche Markt mit vielen, mir teils unbekannten Obst-, und Gemüsesorten. Aber auch die Fahrschule hatte so ihren eigenen Charme, denn statt der gewohnten Hüttchen zum einparken üben, gabs hier gleich halbe Autos..ist aber auch realistischer...






















Als wir vormittags aus dem Haus gingen, hab ich mich auch etwas gewundert, was die da für alte Lappen aufbewahren - bis ich feststellen musste, dass da das Mittagessen zum ausbluten auf der Wäscheleine hing...so muss wohl ein Dönerspiess vor dem Aufwickeln aussehn - und NEIN ich habs nicht gegessen, war mir dann doch etwas zu makaber! ES war übrigens im früheren Leben, vor diesem kleinen - sagen wir mal "Durchhänger" ein vermeindlich glücklicher Ziegenbock.




Dann ein Ausflug mit nem Bötchen auf den Fluss Sâo Fransisco, auf ne Insel mitten drin...und wie schon einst Jesus wandelte ich - sichtlich entzückt - übers Wasser.




Das erklärt aber immer noch nicht Kuba, wird sich der ein oder andere jetzt denken. Nun ja, ich hoffe die nächsten Impressionen sprechen für sich. Ich muss dazu sagen, ich habe versucht mit meiner tollen, neuen Kamera etwas "künstlerisch" tätig zu werden. Ich hoffe es gefällt, alles im Original so aufgenommen und auch nicht nachbearbeitet...